Kapitel 20
Und gehen werden viele Völkerschaften und sprechen: wohlan! lasset uns hinaufwallen zum Berge des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns belehre über seine Wege, und wir wandeln in seinen Steigen; denn von Zion geht aus der Lehre und das Wort Gottes aus Jeruschlajim. Jes. 2,3
Von diesen Versen und Jes. 51,4: Merk auf mich, mein Volk! meine Nation höre mir zu, denn Lehre wird von mir ausgehen und mein Recht zum Lichte der Völker, denen ich Ruhe bringen will, behaupten die Christen, daß Prophet Jes. hierdurch eine Weissagung auf das neue Testament, nämlich das Gesetz Jesu aus Nazareth ausgesprochen, weil bekannt ist, das Gesetz Moscheh’s sei am Berge Sinai gegeben worden, Jesus hingegen hat das neue Gesetz in Zion gegeben.
Antwort:
Auch diese ihre Behauptung ist eine unbegründete, insofern wir bereits im vorigen Kapitel durch wahrhafte Beweise dargetan, daß Gesetz unseres Lehrers Moscheh vollkommen und ewig dauernd, und außer demselben kein anderes von Gott vorhanden sei.
Allein auch die angeführten Verse bieten nicht den geringsten Stützpunkt und Anhalt; denn der Sinn ist keineswegs, wie sie ihn in ihrer Befangenheit aufgefasst, es werde ein neues Gesetz von Gott gegeben werden, sondern ist der Sinn vielmehr: von Zion werde Lehre ausgehen, nämlich Belehrung und Unterweisung für alle Völker durch den wahrhasten, erhoffen, königlichen Messias, wie es heißt, daß es uns belehre über seine Wege, und wir wandeln in seinen Steigen; der Lehrer wird der königliche Messias sein, wie es (bald darauf) heißt: er wird richten zwischen Völkern, was sagen will, wer zu richten hat, nämlich der königliche Messias.
Ähnlich 1.B.M. 48,1: Er sagte dem Joseph: sieh, dein Vater ist krank, wo zu ergänzen ist: Einer, der da sagte; ferner ebend. (V.2): Er verkündete dem Jakob und sprach; zu ergänzen: Einer, der verkündete u.d.m.
So findet sich auch Jes. 42, in dem Kapitel welches beginnt: Sieh! mein Knecht, den ich unterstütze f.f., daß der königliche Messias Richter und Lehrer sein werde; denn es heißt daselbst (V. 1): Recht wird er den Völkern schaffen; und ferner (ebend. V. 4): Auf seine Lehre werden die Eilande harren.
Ingleichen beziehen sich die Worte: Denn Lehre wird von mir ausgehen und mein Recht zum Licht der Völker, denen ich Ruhe bringen will, auf den königlichen Messias.
Was nun der Prophet sagt: Und er wird richten zwischen Völkern und zurecht weisen viele Nationen, und sie werden schmieden ihre Schwerter zu Pflugscharen f.f., bedeutet wenn Krieg oder sonstige Misshelligkeiten zwischen Völkern drohen werden, so werden sie vor dem königlichen Messias, der Herr über alle Völker sein wird, vor Bericht erscheinen; der wird sie unterweisen und richten, dem Gerechten Recht, dem Ungerechten Unrecht geben, und dergestalt Frieden zwischen ihnen stiften, so daß kein Krieg mehr zwischen Nation und Nation stattfinden wird, weswegen sie des Kriegsgerätes nicht bedürfen und solche um schmieden werden, um Geräte für den Ackerbau daraus zu machen, wie es heißt: Und sie werden schmieden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Rebmessern; nicht mehr wird Volk gegen ein Schwert erheben, und werden fürder nicht den Krieg lernen.
Demnach also ist unter: von Zion geht aus der Lehre, und Lehre wird von mir ausgehen, zu verstehen Belehrung; ebenso unter: auf seine Lehre werden die Eilande harren, zu verstehen auf seine Belehrung.
Einen Beweis für diese Erklärung bieten Spr. Schel. 1,8: Höre, mein Sohn, auf die Zucht deines Vaters, und verlass nicht die Lehre deiner Mutter! was sagen will, die Belehrung deiner Mutter, wie es auch Simon Budny in seiner Übersetzung der Spr. Schel. übersetzt hat.
Desgl. ebend. 3,1: Mein Sohn, meine Lehre vergiss nicht, und meine Gebote bewahre dein Herz!
Ferner ebend. 4,2: Denn ein gutes Beispiel gebe ich euch, verlasset meine Lehre nicht! ist überall die Bedeutung, meine Belehrung, weil sich unmöglich sagen lässt, König Schelomoh oder eine seiner Frauen habe ein anderes Besetz außer dem Gesetze Moscheh’s geschrieben, was auch Martin Cziechowitz, obschon er uns in dieser Untersuchung entgegen ist, gleichwohl zugeben muss in seiner Schrift, betitelt Dialog Seite 85, woselbst er sagt, daß Schelomoh sowohl die Belehrung der Mutter, als auch alle Belehrung überhaupt, welche in seinen Sprichwörtern vorkommt, unter der Benennung Lehre anführt.
Hieraus ersiehst du, daß außer die mosaischen Gesetze noch ein anderes geben müsse, welche Behauptung wir außerdem bereits zur Genüge im vorigen Kapitel widerlegt haben.